Digitalisieren nur, wenn es Sinn macht

  • 21. März 2023

  • Alexandra Herzog

  • Adobe Stock: Stephan Kang

  • Erschienen im GYMlive 1/2023

Die Digitalisierung hat in den vergangenen Jahren mehr und mehr Einzug gehalten – auch in der in der Welt des Sports. Diese Entwicklung eröffnet neue Chancen, birgt aber auch gewisse Risiken. Ein kleiner Einblick.

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Messenger-Apps, E-Mail und Websites sind schon seit längerer Zeit nicht mehr als Kommunikations- oder Informationskanäle der Turnvereine wegzudenken. Und auch auf den verschiedenen Social-Media-Plattformen bewegen sich die meisten Sportvereine und -verbände.

Digitalisierung geht aber noch viel weiter und sollte gut durchdacht sein. «Einfach eine WhatsApp-Gruppe für den Vorstand zu eröffnen, ist sicherlich nicht gemeint mit Digitalisierung», so Philipp Moor, Gründer von «vereinscoaching.ch» und STV-Zentralvorstandsmitglied im Beitrag zur Digitalisierung auf aargauersport.ch.

Weiter sagt er, dass es wichtig sei, sich im Vorstand zu entscheiden, wo es wirklich sinnvoll ist, die Digitalisierung einzusetzen und wo nicht.

Das Wichtigste auf einen Blick

  • Immer überlegen, welches Ziel damit erreicht werden soll
  • Nicht auf jeden Digitalisierungstrend aufspringen, Aufwand und Ertrag abwägen
  • Inhalte dem Format angepasst aufbereiten (nicht 1:1 den Inhalt von analog auf online übernehmen, Bsp. Festführer, Programmheft)
  • Nicht zu viel wollen und gleich alles digitalisieren wollen (Ressourcen)
  • Nicht künstlich etwas herbeiführen wollen. Wenn junge Leute in den Vereinen sich einbringen dürfen, dann ist die Digitalisierung ein natürlicher Vorgang.

Nicht auf Biegen und Brechen

Es reicht nicht aus, analoge Prozesse einfach zu digitalisieren, eine ganzheitliche Betrachtung der Gegebenheiten ist wichtig. Die Digitalisierung darf nicht das Ziel an sich sein, sondern nur Mittel zum Zweck. Zumal dafür auch meist einiges an finanziellen wie personellen Ressourcen benötigt wird. «Die Ausgangsfrage muss immer sein: Wie werden wir effizienter? Einen Prozess zu digitalisieren, sollte eine Effizienzsteigerung zur Folge haben», sagt Rafael Meier, Leiter Swiss Olympic Academy.

Gerade für die Mitgliederverwaltung, die Buchhaltung und das Rechnungswesen gibt es etliche Anbieter, die einem die Arbeit deutlich erleichtern. «Entscheidend ist dabei, dass man im Vorfeld gut überprüft, welche Schnittstellen ich mit meinen Programmen habe – beispielsweise zu den Dachorganisationen. Die Vernetzung spielt eine wichtige Rolle», so Philipp Moor. Neben der Vereinssoftware ist das Datenmanagement – also das Abspeichern und Archivieren der Daten zentral, damit alle Personen in den entsprechenden Funktionen darauf zugreifen können.

In folgenden Bereichen kann Digitalisierung unterstützen:

  • Administration: Mitgliederverwaltung (z. B. clubdesk.ch, fairgate.ch, webling.ch, localclubs.ch)
  • Zusammenarbeit/Organisation: Gemeinsame Dokumentablage, Online-Sitzungen, Einsatz-/Terminplanung, An- und Abmeldungen (z. B. helfereinsatz.ch, gump.app, slack.com, trello.com, Microsoft Teams, Google Drive)
  • Kommunikation intern/extern: Vereins-Chat, Mail, Newsletter, Intranet (z. B. go.frontapp.ch, vereinorganisator.de)
  • Trainingsbetrieb: Trainingsprogramme erstellen, Auswertung, Videoanalyse, Choreos erstellen (z. B., online-coach.org; skinidesigner.ch)
  • Ausbildung/Information: Online-Schulungen, Webinputs (z. B. Club Management)
  • Vermarktung/Bekanntheit: Website, Social-Media-Kanäle, Livestreaming von Anlässen
  • Generierung von Geldern: Crowdfunding-Plattformen (z. B. ibelieveinyou.ch; lokalhelden.ch)

Richtige Mischung finden

Ein weiteres Ziel könne sein, das Vermarktungspotenzial des Vereins zu vergrössern. Mit Werbung auf digitalen Kanälen macht man sicher ein breiteres Publikum auf sich aufmerksam. Aber auch hier muss genau überlegt werden, wen man damit erreichen möchte.

Je nachdem wirkt ein grosses Plakat am Dorfeingang, das auf einen Anlass hinweist, besser als reine Online-Werbung. Hier gilt es, die richtige Mischung zu finden. «Heutzutage ist es vielleicht sogar so, dass ein Verein mehr auffällt, wenn er mit analogen Mitteln unterwegs ist», meint Meier. Digitalisierung auf Vereinsebene ist so schnelllebig. Da kann es sein, dass bis der eine Verein auf einen Zug aufspringt, ein anderer Verein diesen schon längst wieder verlassen hat.

Was sicher auch nicht ausser Acht gelassen werden darf, ist der Faktor Zeit. Digitalisierung geht nicht von heute auf morgen. Vielmehr ist es ein Transformationsprozess, der nie abgeschlossen ist.

Chancen und Risiken erkennen

Wie so vieles, bringt die Digitalisierung sowohl Chancen als auch Risiken mit sich. Ein kurzer Überblick:

Chancen

  • Sichtbarkeit des Vereins/des Turnsports erhöhen
  • Entlastung Ehrenamt, in dem Prozesse vereinfacht und die Arbeit erleichtert werden
  • Online-Sitzungen ermöglichen eine örtlich unabhängigere Terminfindung. So kann beispielsweise auch jemand, der ein Auslandjahr macht, seine Tätigkeit im Vorstand fortsetzen
  • Nachhaltigkeit (Papierverbrauch, Abfallreduktion)

Risiken

  • Einige Personen/Altersgruppen werden abgehängt/ausgeschlossen, weil sie mit der digitalen Prozessen nicht mehr mitkommen
  • zu schnell zu viel zu wollen à zuerst Ressourcen (finanziell, personell) sicherstellen
  • Sicherheit und Datenschutz
  • Wichtige Informationen gehen vielleicht in der Datenflut unter
  • Sozialkontakt / physischer Austausch geht verloren

Für die Zukunft rüsten

Das Bewegen und Turnen an sich werden auch in Zukunft noch analog stattfinden. Aber die ganze Administration und Organisation – um und innerhalb – des Turnens soll mit der digitalen Transformation flexibler und zeitsparender werden. Dies auch mit dem Ziel, Vereinsarbeit wieder attraktiver zu machen und das Ehrenamt zu stärken.
 

Weitere Informationen zum Thema:

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