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Diskussionsreiche Herbst-VLK in Zug

  • 6. September 2021

  • Thomas Ditzler

  • Thomas Ditzler

An der Herbst-Verbandsleiterkonferenz des Schweizerischen Turnverbandes (STV) vom Samstag, 4. September in Zug haben die Delegierten ein klares Zeichen in Sachen Ethik gesetzt. Zudem haben die Verbandsvertreter den Projektierungskredit für das Projekt «STV Contest 2.0» gutgeheissen.

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«Es lebe der Neustart. Wir sind auf dem richtigen Weg.» Mit den Worten von Zentralpräsident Fabio Corti, der krankheitshalber an der diesjährigen Herbst-VLK nicht teilnehmen konnte, begrüsste Vize-Präsident Roland Schenk am Samstag, 4. September die Anwesenden in der Aula des gewerblich-industriellen Bildungszentrums in Zug. Nachdem die Verbandsleiterkonferenz vom Frühling corona-bedingt digital stattgefunden hatte, trafen sich die 72 Personen erstmals nach langer Zeit wieder physisch. Insgesamt 29 Verbände waren in Zug vertreten und hatten unter anderem über die Teilrevision der Statutenänderung zu befinden, sowie über den Projektierungskredit von «STV-Contest 2.0».

Nach den vergangenen Monaten, in denen der Schweizerische Turnverband des Öfteren in mediale Schlagzeilen geraten ist, zeigte sich, dass das Thema Ethik bei den Verbandsleiterinnen und -leitern einen grossen Stellenwert geniesst. Umso emotionaler verlief dann auch die Diskussion über den neu formulierten Ethik-Artikel in der Teilrevision der Statuten. Dieser wird nötig, damit das von Swiss Olympic geschaffene «Swiss Sport Integrity»-Projekt zur statutarischen Durchsetzung bis zur Basis gelangt.

Wichtigkeit des Themas Ethik unbestritten

«Das bei der Ethik Handlungsbedarf besteht, ist uns allen bewusst, aber dies muss geordnet erfolgen», sagte beispielsweise Marcel Bösch, Präsident des Glarner Turnverbandes. Das Ethik in der jetzigen Zeit ein wichtiges Thema ist, war allen Anwesenden bewusst. Vielmehr gab den Vertretern die Formulierung des neu geschaffenen Artikels Grund zur Diskussion. Von Kompetenzverschiebung und Ermächtigungsklausel war die Rede. So meinte Christian Giger, Präsident des Appenzellischen Turnverbandes: «Der Appenzeller fühlt sich bei dieser Formulierung auf den Schnürsenkel getreten.» Sein Pendant vom Aargauer Turnverband, Jörg Sennrich erwiderte: «Mit dem Ethik-Artikel geht es darum, dass der STV als Verband gegenüber von Swiss Olympic ein wichtiges Zeichen setzen kann.» Und STV-Direktorin Béatrice Wertli fügte an: «Mit ‹Swiss Sport Integrity› können wir als Verband einen nächsten wichtigen Schritt machen.»

Dass dieser Schritt nötig ist, wurde nicht in Frage gestellt. Dennoch wollten sich die Verbandsleiter noch nicht festlegen, sondern viel mehr das Sportparlament von Swiss Olympic abwarten, ehe ein Entscheid gefällt werde. Auf Antrag des Zürcher Turnverbandes und GymVaud wurde einer ausserordentlichen digitalen Abgeordnetenversammlung im Anschluss an das Sportparlament vom 26. November 2021 zugestimmt. Die restliche Teilrevision der Statuten wurde in einer Konsultativabstimmung gutgeheissen.

Die VLK-Delegierten haben in Zug über diverese Geschäfte abgestimmt.

Grünes Licht für «STV-Contest 2.0»

Neben der Teilrevision der Statuten war der Projektierungskredit von «STV-Contest 2.0» ein weiteres wichtiges Traktandum. Die Wettkampf-Software ist in die Jahre gekommen und benötigt eine Auffrischung. Ein grosses Ziel der Version 2.0 wird unter anderem sein, sämtliches Papier auf dem Wettkampfplatz überflüssig zu machen. «Das Update wird nötig, damit wir einen Mehrwert generieren können», sagte Jérôme Hübscher, Chef Breitensport beim STV in seiner Präsentation. Das Ziel sei es, dass ab Sommer 2024 alle Turnfeste mit der neuen Version arbeiten werden, so Hübscher weiter. Der Projektierungskredit in der Höhe von 1,9 Millionen Franken wurde von der VLK ohne Gegenstimme diskussionslos gutgeheissen.

Dass sich der Schweizerische Turnverband im Wandel befindet, zeigte sich auch bei der Präsentation der neuen Organisation der Geschäftsstelle. «Der Sport steht im Zentrum», sagte Direktorin Wertli. Mit der Zusammenlegung der Abteilungen Breiten- und Spitzensport soll der Sport als Kerngeschäft weiter gestärkt werden. In der Abteilung Sport soll zukünftig unter «Olympische Mission», «kompositorische Sportarten» und «messbare Sportarten» unterscheidet werden. Mit der Einbindung der «Jugend und Sport»-Sportarten werde es auch im Bereich Ausbildung Anpassungen, beziehungsweise Erweiterungen geben. Für zehn Sportarten gilt es bis Sommer 2022 Personal zu rekrutieren, sagte Olivier Bur, Chef Ausbildung beim STV.

«Das Contest-Update wird nötig, damit wir einen Mehrwert generieren können.»
Jérôme Hübscher Chef Breitensport STV

Ohne Wortmeldung wurde die unveränderten Mitgliederbeiträge für 2022 zur Kenntnis genommen. Für das Jahr 2022 wird ein Gesamtumsatz von 19,8 Millionen Franken budgetiert, was wiederum ein Aufwandüberschuss von 351’394 Franken entspricht.

Dass der Turnsport in der Schweiz nach der Pandemie wieder langsam zum Leben erwacht, zeigte sich zum Schluss der VLK. Jérôme Hübscher machte auf die kommenden Anlässe wie Swiss Cup Zürich, Gymotion oder auch der Eurogym 2022 in Neuenburg aufmerksam und meinte: «Ich bin froh, dass wieder Wettkämpfe stattfinden. Damit das Turnen wieder im Zentrum steht.» Mit diesen Worten sprach er sich wohl für alle der anwesenden Verbandsleiterinnen und -leiter aus.

17 Ethik-Fälle eingegangen

Daniel Mägerle, Präsident der STV-Ethikkommission präsentierte an der Herbst-VLK seinen Zwischenbericht. Insgesamt seien 17 Fälle bei der Meldestelle bislang eingegangen. Davon konnten sechs Anfragen bereits mit einem Gespräch erledigt werden. Mägerle betonte, dass es sich dabei um keine sexuellen oder strafrechtlichen Fälle gehandelt habe. Seit der Einsetzung der Ethik-Kommission im vergangenen Herbst, habe sich die Situation mittlerweile etwas beruhigt. «Das Wichtigste bei der Ethikkommission ist es, dass es sie gibt», so Mägerle.

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