Es war nicht Alpabzug in der Turnhalle der Kantonsschule Romanshorn. Es wurde aber auch gut hingeschaut und von den Rängen tönte es ähnlich: Kuhglockenklänge in ihrer reinsten Form und synchrone Anfeuerungsrufe: «Ho-hopp St. Galle, ho-hopp St. Galle – olé olé olé». In besagter Sporthalle am Bodensee startete die SM-Serie 2012 (drei SMs in drei Wochen) im Geräteturnen mit den Mannschaftsmeisterschaften der Turnerinnen. SM-Organisator, der Turnverein Uttwil, hat die stärksten Schweizer Geräteturnerinnen nach Romanshorn eingeladen – gegen 450 Athletinnen griffen vor insgesamt rund 2400 Zuschauenden an die Magnesiawürfel und Geräte.
Über zwei Punkte Vorsprung
Luzern, Ob- und Nidwalden reiste als K7-Titelverteidiger in den Osten und verlässt die Region am Bodensee erneut als Meisterinnen-Team in der höchsten Getu-Klasse. Selina Rinert, Nicole Strässle, Nadine Schwegler, Sarah Hurschler und Isabelle Schwegler starteten am Reck verhalten. Nach dem ersten Gerät lagen die Innerschweizerinnen auf dem vierten Zwischenrang. Es folgten St. Gallen I, Neuenburg und Zürich I. An den Geräten Boden, Ring und Sprung kannte die Mannschaft von Beni Boos (Coach) nur noch eine Richtung: siegwärts. «Unser Ziel war, wieder die Goldmedaille zu holen. Am Reck turnten alle nervös, die Noten fielen entsprechend schlecht aus. Wir mussten uns wach rütteln. Dies gelang auf der Bodenmatte hervorragend. Die Sprungleistungen meiner Turnerinnen waren dann das ‹Tüpfchen auf dem i› und gleichzeitig die Entscheidung. In der Riege steckt ein guter Team-Geist. Die Turnerinnen haben sich gegenseitig zu Höchstleistungen motiviert. Wir fahren mit vielen Glücksgefühlen heim», so Coach Boos auf Nachfrage. Über zwei Punke hinter Luzern, Ob- und Nidwalden folgten das Wallis und Neuenburg.
Die Tageshöchstnote lieferte in Romanshorn übrigens Océane Evard (Neuenburg, 38,35) vor Nicole Strässle (Lu, Ow/Nw, 38,00) und Noémie Théodoloz (Wallis, 37,95).
Zürich I setzte sich durch
In der Damen-Klasse konnten sich nach dem dritten Gerät noch vier Mannschaften Titelhoffnungen machen, lediglich fünf Hundertstel lagen sie auseinander: Freiburg, Luzern, Ob- und Nidwalden I, Zürich I und Bern I. Sonja Gysel, Corine Hug-Berglas, Andrea Ruhstaller und Nicole Mattli vom Team Zürich I holten am Schluss noch 28,15 Bodenzähler. Dies reicht in der Endabrechnung zum Sieg mit sieben Zehnteln Vorsprung auf Luzern, Ob- und Nidwalden I. «Einfach fantastisch, einfach wahnsinnig. Meine Turnerinnen haben geturnt. Ich habe lediglich das Feuer in ihnen entfacht. Siegen ist nie einfach, es muss immer zuerst geturnt werden. Mein persönliches Ziel verpasste ich leider. Ich wollte, dass alle beim Einzelfinal in zwei Wochen starten können», analysierte Marcel Beilstein, der Betreuer der Zürcher Damen nach dem Mehrkampf. Die Tageshöchstnote bei den Damen ging an die Bernerin Martina Marti mit 37,65 Punkten. Ein schwacher Trost für die Titelverteidigerinnen aus Bern. Sie stürzten mit ihren Sprungleistungen noch auf den fünften Platz ab.
Zürich und St. Gallen bei den Jungen
Nach den «Grossen» die Jüngeren. Am zweiten SM-Tag, am Sonntag, wurden in der Ostschweiz noch die Kategoriensiege in den K5- und K6-Klassen vergeben. Der Sonntag war nicht minder stimmungsvoll und auch nicht weniger spannend als der Samstag. Zürich I setzte sich in der K6-Klasse gegen Appenzell durch und St. Gallen verwies Bern in der K5-Kategorie auf den Silberplatz.
Es dauert nun zwei Wochen, Samstag/Sonntag, 17./18. November, dann sehen sich die über 150 qualifizierten Turnerinnen in der Waldmannhalle von Baar an der Einzel-SM wieder: die SM-Serie der Geräteturner/-innen ist lanciert.
Weitere SM-Infos: www.sm2012-uttwil.ch
Text: Peter Friedli



