Capucine Jelmi (Hauterive, GR Neuchâtel) war seit 2009 Mitglied des Schweizer Nationalkaders. Zu ihren grössten Erfolgen gehören die beiden Weltmeisterschaftdiplome 2011 (8. Gruppen-Mehrkampf, 4. Band/Reif), der 9. Rang im Gruppen-Mehrkampf an der WM 2010 sowie das EM-Diplom 2010 für den 8. Rang Band/Reif. Seit einiger Zeit leidet sie an einer Stressreaktion am rechten Mittelfussknochen (os naviculare). Um keinen Ermüdungsbruch zu riskieren, muss Capucine Jelmi während 10 - 12 Wochen pausieren. Mit dieser Diagnose ist der Start an den Frühjahrs Weltcups und vor allem an den Europameisterschaften vom 29. Mai bis 3. Juni 2012 in Nischni Nowgorod (Russ) nicht möglich. «Ich muss auf meinen Körper hören und eine Pause machen. Ehrlicherweise wirkt sich die Verletzung auch auf meine Motivation aus, ohne diese Wettkämpfe und vor allem ohne Olympischen Spiele fehlt mir die Perspektive und das Ziel um weiter zu machen», erklärt Capucine Jelmi. Die Neuenburgerin konzentriert sich nun auf die Schule und will in einem Jahr die eidgenössische Matura am Alpen Gymnasium in Biel abschliessen.
Marine Périchon (Plan-les-Ouates, Chêne Gymnastique Genève) war seit 2009 Mitglied des Schweizer Nationalkaders und bestritt mit der Seniorinnengruppe diverse internationale Wettkämpfe und Turniere. Zu ihren grössten Erfolgen bei der Elite gehören die beiden Diplome für den 8. Rang im Gruppen-Mehrkampf und für den 4. im Gerätefinal Band/Reif an den Weltmeisterschaften 2011 in Montpellier (Fra). Der Rücktritt vom Spitzensport ist der 18-jährigen nicht leicht gefallen. Seit sie 13 Jahre alt ist trainierte sie intensiv für ihren grossen Traum Teilnahme an den Olympischen Spielen. «Ich opferte viel von meiner Freizeit, meiner schulischen Karriere und meinem Familienleben. Jetzt, wo der Traum geplatzt ist fehlt mir die Motivation und Kraft weiter zu machen. Ich danke allen, die mich unterstützt haben, insbesondere meinen Eltern», äussert sich Marine Périchon. «In Zukunft werde ich mich auf meine berufliche Ausbildung konzentrieren und dabei von meinem familiären Umfeld profitieren können. Die Disziplin, Ausdauer und Gründlichkeit, die ich während vielen Jahren im Training brauchte werden mir bestimmt von Nutzen sein.»
Carol Rohatsch (Wädenswil, RG Rüschlikon) war seit 2009 Mitglied des Schweizer Nationalkaders und konnte während vielen Jahren eine Vielzahl von nationalen und internationalen Erfolge feiern. Sie nahm an drei Welt- und zwei Europameisterschaften teil. Zu ihren grössten Erfolgen gehören die beiden WM-Diplome 2011 (8. Gruppen-Mehrkampf, 4. Band/Reif), der 9. Rang im Gruppen-Mehrkampf an der WM 2010 sowie das EM-Diplom 2010 für den 8. Rang Band/Reif. Leider wurde ihr der grösste Traum aller Sportlerinnen verwehrt, die Teilnahme an den Olympischen Spielen. Während vielen Jahren lebte Carol Rohatsch für ihren Sport und ihre Passion, nun tritt sie per Ende Juni 2012 zurück. «Die Enttäuschung nach der Nichtqualifikation für die Olympischen Spiele war riesig und schmerzt mich immer noch. Die Entscheidung den Rücktritt zu geben ist mir alles andere als leicht gefallen», gesteht die Zürcherin, «nachdem klar war, dass unsere Gruppe nun auch nicht mehr an die EM kann, fehlt mir die Perspektive und das Ziel um weiter zu machen». Carol Rohatsch wird an den Schweizer Meisterschaften 2012 vom 26./27. Mai 2012 in Bern starten. Mit Sicherheit wird sie noch einmal das Publikum mit ihrer Leidenschaft zur Rhythmischen Gymnastik verzaubern. Carol Rohatsch, will aber auch in Zukunft ihren Bewegungsdrang ausleben können: «Was ich genau machen werde weiss ich noch nicht, aber auf alle Fälle suche ich mir wieder einen Sport.» Gut vorstellen kann sie sich auch, dass sie irgendwann als Trainerin in der RG in der Halle stehen wird. Doch vorerst will sie die Handelsmittelschule in Zürich abschliessen.
Nach 15 Jahren Wettkampftätigkeit und nach über 5-jähriger Mitgliedschaft im Nationalkader tritt Souheila Yacoub (Genève, Chêne Gymnastique Genève) per sofort zurück. Souheila Yacoub konnte während vielen Jahren eine Vielzahl von nationalen und internationalen Erfolgen feiern. Sie nahm an zwei Welt- und vier Europameisterschaften teil. 2010 erreichte sie mit der Gruppe im Gruppen-Mehrkampf der WM in Moskau den sehr guten 9. Rang, an der EM in Bremen (De) wurden sie ebenfalls 9. im Mehrkampf sowie 8. im Gerätefinal Seil-Band. Infolge eines Bänderrisses am Knöchel verpasste Souheila Yacoub, die WM 2011. Für ihren Olympiatraum haben die Gymnastinnen in den letzten Monaten viel investiert und auf vieles verzichtet. 40 Stunden pro Woche trainierten sie – tausendfach wiederholten sie jedes Detail ihrer Übung. «Nun da wir wissen, dass wir nicht an die Olympischen Spiele können ist für mich die Zeit gekommen, etwas anderes zu machen. Während der langen Vorbereitungszeit auf die Olympischen Spiele haben wir unsere schulische Ausbildung unterbrochen. Es ist Zeit dort wieder einzusteigen und mich um meine Zukunft zu kümmern. Ich liebe die Rhythmische Gymnastik freu mich nun aber auf die neuen Herausforderungen in meinem Leben. Es gibt auch andere Gründe, aber die sind persönlich», gesteht die Genferin.
Renate Ried
Rhythmische Gymnastik: Schweizerinnen infolge von Rücktritten nicht an der EM
Nach der Nicht-Qualifikation Gruppe für die Olympischen Spiele 2012 haben Capucine Jelmi (19, Hauterive), Marine Périchon (18, Plan-les-Ouates) und Souheila Yacoub (19, Genf) per sofort den Rücktritt vom Spitzensport bekannt gegeben. Carol Rohatsch (18, Wädenswil) tritt per Ende Juni 2012 zurück.
Felix Stingelin, Spitzensportchef des Schweizerischen Turnverbandes bedauert den Entscheid der vier Gymnastinnen. «Ich kann es verstehen, doch ich hätte mir gewünscht, dass sie die Wettkampfsaison beendet hätten.» Durch den Rücktritt von vier von sieben Gymnastinnen des Nationalkaders muss die Schweiz auf den Start an den internationalen Wettkämpfen 2012 und vor allem auf den Start an den Europameisterschaften vom 29. Mai bis 3. Juni 2012 in Nischni Nowgorod (Russ) verzichten. Eine Gruppe besteht aus fünf Gymnastinnen. Mittelfristig wird eine neue Gruppe mit dem Ziel Olympische Spiele 2016 aufgebaut. Im Sommer werden Juniorinnen ins Verbandszentrum nach Magglingen wechseln. Bis diese ins Nationalkader integriert sind und neue Gruppenübungen zusammengestellt sind braucht es aber seine Zeit.
Die Schweiz gehört heute in der Rhythmischen Gymnastik zu den besten zehn Nationen der Welt. An den Weltmeisterschaften 2011 in Montpellier (Fra) wurde die Schweizer Gruppe ausgezeichnete 8. im Mehrkampf und 4. im Gerätefinal Band/Reif; an der WM 2010 in Moskau (Russ) wurden sie 9. im Mehrkampf. Trotzdem werden die Gymnastinnen Sommer nicht an den olympischen Spielen teilnehmen können. Zum ersten Mal lief der Qualifikationsmodus über ein zweistufiges Verfahren. Anlässlich der WM im Herbst 2011 qualifizierten sich die ersten sechs Gruppen für die OS, die nächsten sechs Nationen für den Testevent vom Januar 2012 in London. Dieser Modus erwies sich für die Schweiz leider als Nachteil. Am 17. Januar 2012 beendete das Schweizer RG Team den Gruppen-Mehrkampf am Olympischen Testevent in London auf dem undankbaren fünften Rang. Nur ein Platz entfernt von der Olympia-Qualifikation. Nach altem Qualifikationsprozedere waren die ersten zehn Nationen der WM startberechtigt. Noch nie war eine Schweizer Gruppe der Rhythmischen Gymnastik so erfolgreich.
Die Enttäuschung der Gymnastinnen und Trainerinnen war riesig und löst nun leider eine Rücktrittswelle aus:



