In der ausverkauften Faustball-Arena in Ermatingen war die Spannung vor dem Wunschfinale zwischen Gastgeber Schweiz und dem amtierenden Weltmeister Österreich enorm gross. Diese beiden Teams standen sich bereits in der Vorrunde gegenüber. Nach einem spektakulären Spiel siegten dort die Österreicher mit 3:2, mussten dabei aber zwei Matchbälle der Schweizer abwehren. In den Halbfinals vom Samstag konnte sich die Schweiz mit 3:2 gegen Bronzemedaillengewinner Deutschland durchsetzen, während dem sich Österreich beim 3:1-Erfolg über Aussenseiter Italien schwerer tat als angenommen.
Das Finalspiel begann ähnlich ausgeglichen. Beide Teams schenkten sich von Beginn weg nichts. Regelmässig wurden mit beidseits spektakulären Abwehraktionen vermeintlich sichere Punktgewinne verhindert und die Ballwechsel somit zur Freude der 3000 Zuschauer verlängert. Österreich lag zwar zu Beginn leicht vorne, doch in der Mitte des ersten Satzes legten die Eidgenossen zu und gingen mit 6:5 und später 8:6 in Führung. Schliesslich konnten sie den ersten Satz verdient mit 11:9 für sich entscheiden. Das Spiel der Schweizer funktionierte zu diesem Zeitpunkt ausgezeichnet, die Länge der Zuspiele und im Abschluss war nahezu optimal. Im zweiten Satz zeigte sich zuerst ein ähnliches Bild. Die Österreicher hatten dann aber leichte Vorteile auf ihrer Seite und zogen mit 7:3 weg. Nach einem Time-Out fanden die Schweizer wieder besser ins Spiel und konnten auf 6:8 verkürzen. Darauf erzielten die Österreicher jedoch drei Punkte in Serie und brachten somit Satz zwei mit 11:6 nach Hause. Die Anschläger Cyrill Schreiber für die Schweiz sowie auch sein Gegenüber Dietmar Weiss für Österreich servierten im anschliessenden dritten Satz äusserst stark. Weiss verwertete dazu seine Chancen am Netz mit spürbarer Konsequenz und so konnte der Weltmeister den dritten Abschnitt erneut mit 11:6 für sich entscheiden. Die Präzision im Schweizer Spiel liess im Laufe des dritten Durchgangs spürbar nach. Der vierte Satz lief dann wieder besser für den Gastgeber. Mit wieder verbesserter Abwehrleistung kam auch die Sicherheit im Abschluss zurück. Der Lohn war eine 7:3-Führung – alles schien wieder nach Plan zu laufen. Doch dann wechselte der Austria-Coach geschickt, und die neue Angriffsformation um den jungen Dominik Hofer änderte den Spielverlauf komplett. Team Austria kam zurück und zog zum 11:8-Satzgewinn durch. Die Tatsache, dass die Österreicher mit drei beinahe gleichwertigen Angreifern sehr variantenreich spielen konnten, fiel in dieser Phase deutlich ins Gewicht. Auch die äusseren Bedingungen wurden nach den ersten beiden Sätzen immer schwieriger. Der in den drei Tagen arg strapazierte Rasen und ein starker und unregelmässiger Wind verlangten von den Akteuren höchste Konzentration. „Damit hatten wir Mühe. Auch ich persönlich spiele nicht gerne, wenn der Wind stark bläst“, sagte ein sichtlich enttäuschter Schweizer Hauptangreifer Cyrill Schreiber. Er konnte nicht an seine tolle Leistung aus den vorhergehenden Partien anknüpfen, war aber immer noch klar der effektivste Schweizer Offensivspieler. „Mir fehlte oft die nötige Länge. Die Bälle auf 25 Meter sind sonst meine Stärke“, so Schreiber.
Die Routine der österreichischen Weltmeister
Die österreichischen Weltmeister fanden sich mit den schwierigen äusseren Umständen eindeutig besser zurecht. Der fünfte Satz konnte nun die Entscheidung zugunsten der Österreicher bringen, doch die Eidgenossen hielten mit aller Kraft dagegen und führten zu Beginn mit 4:3. Darauf glänzten aber wieder die Favoriten aus dem Nachbarland mit souverän abgeschlossenen Angriffen. Die Schweiz spielte gut, aber das war diesmal zu wenig gegen die insgesamt stabileren Österreicher. Um zu gewinnen, hätte es eine Leistung am Limit gebraucht. Davon waren die insgesamt ein tolles Turnier spielenden Schweizer im Finalspiel jedoch recht weit entfernt. Somit geht der Titel auch verdient über die Grenze – im entscheidenden Moment zeigten sich die Favoriten einen Tick abgeklärter. Auch aus Sicht von Cyrill Schreiber gab es am Sieg der Favoriten nichts zu rütteln: „ Wir waren als Team heute nicht kompakt genug“, resümiert er.
Text: Daniel Frei, Swiss Faustball - Medienchef
Resultat: Faustball. Männer-EM in Ermatingen:
Final. Schweiz - Österreich 1:4 (11:9, 6:11, 6:11, 8:11, 8:11).
(Schweiz: Schreiber Lässer, Frischknecht; Gugerli, Sieber, Ziegler, Eicher)
(Österreich: Weiss, Feichtenschlager, Hofer, Kronsteiner; Simon, Leitner, Rick).
Spiel um Rang 3. Deutschland - Italien 4:0 (11:9, 11:3, 11:3, 11:8).
Schlussrangliste: 1. Österreich. 2. Schweiz. 3. Deutschland. 4. Italien. 5. Serbien. 6. Tschechien. 7. Spanien.



