Plötzlich sind alle verschwunden. Durch den Dampf sind ihre Köpfe nur noch schemenhaft zu vernehmen. Warmes Wasser umschmeichelt Füsse, Beine, und Bauch, die Wollkappe wärmt den Kopf. Für einen Moment wähne ich mich allein in den Mývatn Nature Baths im Norden von Island, aber dann verzieht sich der Dampf, und die andern aus meiner Gruppe sind etwas weiter vorne wieder zu sehen. Der Himmel klart auf, erste Sterne blinken über dem verschneiten Explosionskrater Hverfjall, den verzuckerten Lavafeldern und dem Mückensee mit seinen Inseln, vom Geothermalfeld Krafla steigt Rauch in den Nachthimmel.
Als wäre das zu wenig Magie für einen Abend, schickt der isländische Wettergott ein zartgrünes Nordlicht über die Mondlandschaft. «Habt ihr das gesehen?» – «Wow!» Wir halten den Atem an, recken die Köpfe und möchten diesen Moment einfrieren – so wie alle Momente, seit wir im Mývatngebiet mit seinem 40 Kilometer langen Vulkansystem sind.
Wasserfall und Walflosse
Unterwegs halten wir am Götterwasserfall mit seinen gigantischen Eiszapfen. 17 Meter hängen sie in die Tiefe. Kaskadenartig donnert das Wasser ins hufeisenartige Becken mit dem türkisen Wasser – ein Bild für die Götter!
Das quirlige Städtchen Akureyri, am Eyjafjörður gelegen, betört mit seinen bunten Häusern, kreativen Cafés, Restaurants und sehenswerten Museen. Am Hafen entern wir das Walsafari-Boot – und wieder ist das Glück auf unserer Seite: Kaum losgetuckert, schiesst direkt neben dem Bug eine riesige Schwanzflosse in die Höhe. Was für ein Augenblick.
Kein Wunder: Der Eyjafjörður, Islands längster Fjord, ist im Sommer Lebensraum zahlreicher Wale – wir folgen der Küste im Auto auf dem Arctic Coast Way mit seinen Fischerdörfchen. Dabei lernen wir ein ganz anderes Nordisland kennen: Links ragen steile Schneeberge in den Himmel, rechts breitet sich der Fjord aus wie ein schimmernder Teppich. In der ehemaligen Heringhauptstadt Eyjafjörður tauchen wir ein in die die goldenen Jahre des Fischfangs: Das Heringmuseum ist so detailgetreu ausstaffiert, als hätten die Arbeiterinnen ihre Unterkunft erst vor fünf Minuten entlassen.
Die Energie der Elfen
ZurĂĽck in Akureyri erwartet uns BryndĂs im Botanischen Garten: Die Isländerin kann Elfen und das verborgene Volk sehen – und mit ihnen kommunizieren. Als sie uns zeigt, an welcher Stelle die Elfen nachts vorbeikommen, wird eine Energie spĂĽrbar, die sich schlecht in Worte fassen lässt. Oder doch: «Mir ist, als wäre ich energetisch aufgeladen geworden», meint meine Freundin, als wir schweren Herzens in Akureyri in den Flieger nach ZĂĽrich einsteigen.