Mit dem Turnfest-Song Emotionen wecken
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Mit dem Turnfest-Song Emotionen wecken

Thomas Ditzler

Ob «höcher wiiter schnäller» oder «Mit Lideschaft u Zämehalt» - immer mehr Turn-Anlässe sorgen mit eigens kreierten Songs im Vorfeld für ein weiteres Markenzeichen ihrer Veranstaltung. Die Arrangements sollen ein noch stärkeres «Wir-Gefühl» auslösen und im besten Fall dafür sorgen, dass die Erinnerungen «Turntastisch» sein werden. Doch was genau steckt dahinter und was sagt ein Experte zu dieser musikalischen Marketingmassnahme im Turnsport?

Ob Gianna Nanninis «Un’estate italiana» von 1990, «Hand in Hand» von Koreana aus dem Jahr 1988, Ricky Martins «Cup of Life» aus dem Jahr 1998 oder Shakiras «Waka Waka» von 2010 – all diese Songs haben eines gemeinsam. Sie waren offizielle Lieder von sportlichen Grossanlässen wie Olympischen Spielen oder Fussball-Weltmeisterschaften. Die Songs wecken noch Jahre danach bei uns Erinnerungen an diese Wettbewerbe. So gelten sie nach wie vor als Hits. Die Idee, Grossereignisse mit eigenen Hymnen zu untermalen, reicht mehrere Jahrzehnte zurück. Die olympische Hymne von Spyros Samaras wurde beispielsweise eigens für die ersten Spiele der Neuzeit von 1896 in Athen geschrieben.  

Mittlerweile sind es aber nicht nur internationale Grossveranstaltungen, die auf diesen Trend aufgesprungen sind. Auch Turnfeste und Turn­veranstaltungen wie eine Gymnaestrada sind über all die Jahre auf den musikalischen Geschmack gekommen. Einen Hauch von epischen Klängen charakterisiert zum Beispiel «Hoch hinauf mit dem Wind», der offizielle Song des Eidgenössischen Turnfestes 2002 im Baselbiet des Opernsängers Florian Schneider. Auf mehr elektronische Beats setzte man hingegen am letzten ETF 2019 in Aarau mit «Move the world» von Khasma. Vom Regionalturnfest über die Europameisterschaften im Kunstturnen bis zur Gymotion wurden in den letzten drei Jahrzehnten so manch musikalisches Genres bevorzugt – ob Mundart oder Englisch.

Wer die Turnfest-Websites von diesem Sommer durchstöbert, stösst ebenfalls wieder auf einige Turnfest-Lieder. So unter anderem beim KTF Benken, beim STF Kallnach oder beim RTF Ettingen. Doch was genau steckt hinter diesem Musik-Trend, der auch bei den hiesigen Turn-Veranstaltungen kaum mehr zu stoppen ist? Einer, der es weiss, ist Produzent, Komponist und Musiker Thomas J. Gyger. TJ Gyger produzierte nicht nur den Gymotion-Song «A Day to Remember» mit, sondern war auch schon an mehreren Gymotion-Ausgaben für die Musik mitverantwortlich und feierte mit Musikgrössen wie DJ Bobo, Gölä oder Trauffer Erfolge.  

Er selbst sieht hinter dieser Musik-Idee keinen Hype. «Es ist viel mehr ein wichtiges Werkzeug für einen Anlass. Interaktive Inhalte sind auch für Turnfeste unumgänglich geworden und ein eigener Song kann vieles zusammenhalten», sagt er. Ein Song sei auch eine Bewerbung – am Anlass selbst aber auch im Nachhinein. Entsprechend kann der Musikproduzent den Liedern auch Dauerhaftes abgewinnen. «Auf jeden Fall», so Gygers Antwort auf die Frage, ob ein Turnfest-Song nachhaltig sein kann. «Musik verbindet man immer mit Emotionen und Erlebnisse und für jene Leute, die am Turnfest waren, kann dies sicher einen solchen Aspekt bewirken.»  

TJ Gyger

Interaktive Inhalte sind auch für Turnfeste unumgänglich geworden. Ein eigener Song kann vieles zusammenhalten.

Ob diese Songs jedoch das Zeugs zur Hymne oder zu einem Hit haben, wie beispielsweise Freddy Mercurys «Barcelona», glaubt er im Fall von Turnfest-Lieder aber kaum. «Wenn die Songs spezifisch auf jene Anlässe produziert wurden, dann nicht.» Und doch: «Wenn der Beitrag aber offen gestaltet wird und auch das Publikum, welches nicht am Turnfest teilnahm, abholen kann, dann wieso nicht?» 

Aber wie sieht es denn eigentlich bei den Turnfest-Organisatoren aus, die neben der Planung und der Organisation des eigentlichen Wettkampfes auch die Idee eines eigenen Songs umgesetzt haben? «Mit dem Turnfestsong wollten wir etwas Einzigartiges und Unvergessliches kreieren», sagt Urs Walther, OK-Präsident des Turnfestes in Kallnach. Mit dem Song «Mit Lideschaft u Zämehalt» von George, der selbst aus Kallnach stammt, wolle man Aufmerksamkeit für das Fest wecken. Mit der Song-Idee wollte man etwas erschaffen, dass nicht an jedem Event gesehen und gehört wird. 

Ähnlich tönt es auch bei Thomas Aegerter, OK-Mitglied am RTF Ettingen. Im Baselbiet möchte man mit dem Song «Turntastisch» von Manu-L und DJ Remady die Turnschar motivieren und zur Bewegung animieren. «Wir haben den Song und den Text selbst komponiert und geschrieben. Wir sind überzeugt, dass Musik, wie auch das Turnen, Leute verbindet», betont Aegerter. Ähnlich wie bei TJ Gyger tönt es denn auch beim OK-Mitglied des RTF Ettingen, dass ein Lied nicht nur die eigenen Turnenden, sondern die gesamte Turnfamilie verbinden solle. «Ein Turnfest-Song ist wie ein eigenes Logo oder der eigene Turndress. Er macht das Turnfest, neben vielen anderen Details, unverwechselbar und einmalig und steht symbolisch für unser RTF», so Aegerter weiter.  

Thomas Aegerter

Ein Turnfest-Song ist wie ein eigenes Logo oder der eigene Turndress.

Kallnachs OK-Präsident Walther ergänzt: «Unser Song soll eine langfristige Investition sein, die uns und alle Teilnehmenden noch lange an das STF Kallnach erinnern und Emotionen aufleben lassen wird.» Aufmerksamkeit erwecken, dass will man auch in Ettingen. «Mit dem Song können wir auf musikalische Art mitteilen, dass das Regio-Turnfest stattfindet», sagt Aegerter. Für beide ist klar: Ihre Songs sollen die Turnenden an ihrem Anlass zu Spitzenleistungen motivieren und Emotionen wecken. 

Die Turnfamilie kann sich mit den Turnfest-Songs 2024 schon jetzt in Turnfest-Stimmung bringen (siehe Kasten).

Von «Raff di uff» bis «Turntastisch»

Eine Auflistung an verschiedenen Songs, welche in den vergangenen rund 30 Jahren mit dem Turnen in Verbindung gebracht wurden oder auch als «offizielle» Songs an einem Turn-Anlass im Einsatz waren. Die Auflistung erhebt jedoch keinen Anspruch auf Vollständigkeit. 

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