Kunstturnen: Giulia Steingruber ist Mehrkampf-Europameisterin!

Mit der Balkenübung startete Giulia Steingruber in den Finalwettkampf vom 17. April 2015. Die Übung, bei der sie am Mittwoch davor in der Qualifikation gestürzt war und den Gerätefinal verpasst hatte. Der Auftakt gelang: 14,375 Punkte bekam sie für die Übung. «War froh, dass ich am Balken sicher gestartet bin», so die frischgebackene Europameisterin. Am zweiten Gerät, bot Steingruber einen gestreckten Tsukahara mit Punktlandung. Bei den weiteren Landungen musste sie minimal korrigieren. «Am zweiten Gerät, dem Sprung konnte ich richtig zeigen, wieviel Spass mir das Turnen macht. Darunter hat zwar etwas die Sauberkeit gelitten», schmunzelte Steingruber. Dennoch taxierte das Kampfgericht die Übung höher als in der Qualifikation: 14,566, 2. Zwischenrang. In Front lag Qualisiegerin Maria Charenkowa (Russ). Daraufhin folgte die Paradedisziplin der Schweizerin, der Sprung. Ganz locker zaubert sie ihren Überschlag-Strecksalto mit eineinhalb Schrauben aufs Podium. Zwei kleine Schritte muss sie bei der Landung machen: 15,266 Punkte. Ein Zehntel weniger als in der Qualifikation, aber es reichte mit 1,008 Zählern Vorsprung für die Führung. Blieb noch der Stufenbarren, das momentan schwächste Gerät, der Schweizerin. «Ich dachte mir, dass es knapp werden könnte, weil Charenkowa noch den Sprung vor sich hatte », so Steingruber (Anm. der Red.: Sprung ist am Höchsten bewertet). Sie konnte ihre Übung durchziehen und erhielt 13,666 Punkte. Noch hiess es kurz «Zittern», bis Charenkowa ihren Sprung gezeigt hatte und dann durfte gejubelt werden. Mit einem Gesamttotal von 57,873 Punkten (0,741 Vorsprung) ist Giulia Steingruber, als erste Schweizer Kunstturnerin bis zur heutigen Zeit, Europameisterin im Mehrkampf! «Ich kann es noch gar nicht fassen, schwebe wie auf einer Wolke.»
Viel Zeit, um die Geschehnisse setzen zu lassen, hat Steingruber nicht. Am morgigen Samstag, 18. April 2015 turnt sie am Sprung um den dritten Europameistertitel in Folge.

«Super Gefühl, im Final zu stehen»
Jessica Diacci stand zum ersten Mal an internationalen Titelkämpfen in einem Mehrkampffinal. Ihr lief es nicht ganz so gut wie in der Quali 50,899 Punkte (52,699). Am Stufenbarren passierte ihr ein Flüchtigkeitsfehler, der zum Sturz führte und am Sprung habe sie nicht richtig abspringen können. Am Boden und Balken zeigte sie saubere Übungen. «Für mich war es schon super, den Final erreicht zu haben. Es hat Spass gemacht, vor so tollem Publikum turnen zu können», so die 21-jährigen Aargauerin. «Klar will man immer perfekt turnen, das ist mir nicht überall gelungen. Hoffe aber, dass ich die Chance bekomme, es noch besser zu machen», freut sich Diacci auf zukünftige Einsätze.

Text: Alexandra Herzog-Vetsch