Kunstturnen: 2x EM-Gold für Giulia Steingruber, 4. Platz für Ilaria Käslin

Der Druck war enorm. Vor 6500 Zuschauerinnen und Zuschauern hiess es für Giulia Steingruber Nerven bewahren, damit es auch wirklich mit den erwarteten Goldmedaillen klappen würde. Ihren ersten Sprung, den Tschussowitina, brachte die Schweizerin sauber in den Stand: 15,500 Punkte. Beim zweiten fehlte im Anlauf etwas die Geschwindigkeit, weshalb Steingruber beim Jurtschenko mit Doppelschraube die Landung nicht optimal vorbereiten konnte und mit einem Fuss die Markierung überschritt. «Ich war extrem nervös. Irgendwie war Glasgow noch im Hinterkopf, wo ich zu schnell angelaufen bin», so die spätere Europameisterin. Es hiess zittern, da mit Xenia Afanasajewa und Rebecca Downie noch zwei harte Konkurrentinnen folgten. Doch am Ende reichte es Giulia Steingruber mit knappen 0,05 Zählern Vorsprung für den Europameistertitel. Lange Zeit, um sich zu freuen blieb nicht. Kurze Zeit später musste sie am Stufenbarren ran, turnte solide durch und wurde Sechste.
Der Höhepunkt folgte dann im Bodenfinal. Als Dritte war Steingruber an der Reihe und zeigte erstmals ihre Übung mit Höchstschwierigkeiten. Diese gelang ihr mit Bravour und begeisterte das Publikum. Das Kampfgericht belohnte Steingruber mit 15,200 Punkten – ihre bisher höchste Boden-Note. Keine ihrer Gegnerinnen konnte mithalten und das lang ersehnte Gold wurde Wirklichkeit: «Wunderschön, einfach unglaublich. Mir fehlen momentan noch die Worte!»

Grosse Motivation für die Zukunft
Ilaria Käslin kann in ihrem ersten EM-Gerätefinal überzeugen. Ausdrucksstark und sicher präsentiert die Tessinerin ihre Übung. Mit 14,233 Punkten klassiert sie sich auf dem ausgezeichneten vierten Rang. Nur 0,033 Zähler fehlten auf die Bronzemedaille. «Ich habe nicht Bronze verloren, sondern den vierten Platz gewonnen», so eine glückliche Käslin. Und weiter: «Dieses Resultat motiviert mich, um in Zukunft noch besser zu werden.»

Text: Alexandra Herzog