Ein Traum wird wahr

  • 19. Dezember 2023

  • Emilie Lambiel

  • Thomas Schreyer

  • Erschienen im GYMlive 5/2023

Norah Demierre vertrat die Schweizer Farben an den Weltmeisterschaften Rhythmische Gymnastik von Ende August 2023 in Spanien. Ein Treffen mit der jungen leidenschaftlichen Gymnastin, die ihre Sportart liebt und das Ziel verfolgt, an den Olympischen Spielen 2028 in Los Angeles teilzunehmen.

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Norah Demierre

Geburtsdatum: 12. Februar 2007

Wohnort: Région de la Broye, Waadt

Verein: FSG Lucens

Studium: Sportgymnasium

Hobbys: Kochen, Zeichnen, Zeit mit Familie und Freunden verbringen

Im Haus der Familie Demierre, im Kanton Waadt, trifft sich die GYMlive-Redaktorin an einem regnerischen Tag im Oktober mit Norah Demierre. Empfangen wird sie von den beiden Golden Retrievern der Familie. Es sind gerade Schulferien, und die Gymnastin geniesst ihre Ferien, um sich zu erholen sowie Zeit mit ihren Liebsten zu verbringen.

In der Familie Demierre nehmen Sport und Kunst einen grossen Platz ein. «Mein Vater macht Ju-Jutsu, mein Bruder und meine Schwester singen und spielen in Musicals mit. Meine Mutter ist neben dem Singen auch ein bisschen unsere Managerin. Ohne sie wäre nichts möglich», erklärt Norah Demierre. Die 16-Jährige hat diesen Sommer ihre ersten Weltmeisterschaften in der Rhythmischen Gymnastik bestritten. Mit der Sportart begonnen hat sie im Alter von acht Jahren.

Ein vorhersehender Traum

«Eines Nachts, als ich acht Jahre alt war, hatte meine Mutter eine Art vorhersehenden Traum. Sie sah mich Rhythmische Gymnastik betreiben. Da ich vorher noch nie von dieser Sportart gehört hatte, schauten wir uns zusammen Videos davon an. Ich bekam glänzende Augen, als ich sah, wie sich die Gymnastinnen bewegten, und wusste, dass ich das unbedingt auch machen will», erzählt Norah Demierre. Daraufhin schrieb sie sich im Turnverein Lucens ein. Es ging nicht lange, bis sie im kantonalen Zentrum und später im regionalen Leistungszentrum für Rhythmische Gymnastik der Waadt (CRP Vaud) aufgenommen wurde. «Ich bin begeistert von diesem Sport. Dadurch kann ich meine Emotionen und meine Kreativität in Bewegung und Choregrafien ausdrücken», so die Gymnastin.

Norah Demierre besucht derzeit die Sportschule und trainiert an sechs Tagen – total fast 30 Stunden pro Woche. «Vormittags gehe ich in die Schule, und am Nachmittag trainiere ich. Einmal in der Woche habe ich ganztags Schule, dann gehe ich am späten Nachmittag in die Halle. Auch am Samstag trainiere ich», erklärt die Waadtländerin. Die Trainings des CRP Vaud finden an verschiedenen Orten statt – Puidox, Etoy und Mont-sur-Lausanne.
«Durch das Sportstudium musste ich lernen, organisiert und eigenständig zu sein. Ich habe den gleichen Lehrplan wie im Gymnasium, bin aber viel weniger Zeit in der Schule. Deshalb muss ich den Stoff zu Hause nachholen. So musste ich beispielsweise nach den Europameisterschaften 18 Prüfungen in einer Woche nachschreiben.»

Die Rhythmische Gymnastik ist eine anspruchsvolle Sportart, die viel Ausdauer erfordert. Die Choreografien werden während des Jahres tausendfach wiederholt, um sie für die wichtigen Wettkämpfe zu perfektionieren. «Das ermüdet mich gar nicht, da ich von Woche zu Woche Fortschritte sehe», erklärt die Waadtländerin. «Das Mentale ist wichtig. Wenn uns ein Fehler passiert bei der Übung, müssen wir trotzdem bis zum Ende durchalten.»

Ich bin begeistert von diesem Sport. Dadurch kann ich meine Emotionen und meine Kreativität in Bewegung und Choregrafien ausdrücken.

Premiere an Weltmeisterschaften

Seit 2023 turnt Demierre bei der Elite und durfte im August erstmals an den Weltmeisterschaften in Spanien starten. Dort realisierte sie einen ausgezeichneten 43. Platz (Viertbeste ihres Jahrgangs). Sie ist die zweite Schweizerin seit 1991, die als Einzelgymnastin an einer Weltmeisterschaft teilnehmen konnte. «Ich war sehr stolz, die Schweiz in Valencia repräsentieren zu dürfen», strahlt Norah Demierre. «Alles ist gut gelaufen, auch wenn ich es persönlich noch besser machen wollte. Aber ich habe viel gelernt, indem ich meinen Vorbildern zuschauen konnte. Am meisten beeindruckt hat mich das spanische Publikum auf der Tribüne. Es hatte mehr als 7000 Personen, und sie waren laut und engagiert. Zum Glück war ich darauf vorbereitet», erklärt die Gymnastin lachend.

Norah Demierre konnte auf internationaler Bühne bereits einige Zeichen setzen, unter anderem durch die Teilnahme an verschiedenen Turnieren sowie den zwei Juniorinnen- und einer Elite-Europameisterschaft. In ihren Augen ist die Teilnahme an solchen Wettkämpfen wichtig. «Man muss sich international zeigen, um sich bekannt zu machen, damit die Kampfrichter mit deiner Persönlichkeit vertraut werden. Im Vergleich zu anderen Gymnastinnen nehme ich aber an wenigen internationalen Wettkämpfen teil», erklärt die Waadtländerin.

Nichts ist unmöglich für den, der es wirklich will.

Eine Karriere ohne Verletzungen

Trotz den zahlreichen Trainingsstunden hat sich Demierre in ihrem Sport noch nie eine Verletzung zugezogen. «Ich habe das Glück, von vielen Spezialisten umgeben zu sein – Osteopathen, Physiotherapeuten, Sportärzten, Mentalcoachs usw. Meine Trainerin Alicia* legt grossen Wert darauf», so Demierre.

Ausserdem wird sie vom Team des MotionLab, einem sportmedizinischen Zentrum in Mont-sur-Lausanne, in allen medizinischen und ernährungswissenschaftlichen Belangen betreut. «Das ist eine im Spitzensport spezialisierte Struktur. So kann ich gezielt auf mögliche Probleme eingehen. Jedes Jahr arbeiten wir an einem bestimmten Thema. Im ersten Jahr haben wir uns mit der Ernährung beschäftigt, im zweiten mit der Stabilität der Fussgelenke und im dritten mit dem Gleichgewicht sowie dem Jetlag während der Wettkämpfe», erklärt die Waadtländerin. Die Techniken, die das Zentrum anbietet, helfen ihr auch dabei, einen Wettkampf nach dem anderen zu bestreiten. «Das Wohlbefinden bleibt ein zentrales Element, während ich gleichzeitig nach Leistung strebe. Ideal wäre es, wenn ich bei grossen Wettkämpfen ein Ärzteteam hätte, das mich betreut», meint die Gymnastin.

*Anm. d. Redaktion: Alicia Marmonier ist Cheftrainerin im CRP Vaud.

Ziel: Los Angeles 2028

Die Waadtländerin hat ein grosses Ziel vor Augen: für die Olympischen Spiele 2028 in Los Angeles selektoniert zu werden. Bis zu diesem Stichtag hat sie den Ehrgeiz, an zahlreichen Europa- und Weltmeisterschaften sowie anderen internationalen Turnieren teilzunehmen und dann für die Spiele ausgewählt zu werden. «Bereits 2024 möchte ich an mehr internationalen Turnieren teilnehmen, um mir einen Namen zu machen», erklärt Demierre. Aber das hat alles seinen Preis. Das jährliche Budget beträgt rund 55 000 Franken. Mit den Startgebühren, den Trainings, den Reisen, den medizinischen und den Kosten für die mentale Vorbereitung ist jeder Wettkampf eine Investition für die Familie Demierre.

Um die Wettkämpfe zu finanzieren, an denen sie im nächsten Jahr teilnehmen will, scheuen Norah und ihre Mutter keine Mühen, Sponsoren zu finden. «Ich habe mehr als 10 000 Follower auf Instagram», erklärt die Gymnastin, «meine positive Seite und meine Werte interessieren einige Firmen. Ich habe auch das Glück, von der Schweizer Sporthilfe unterstützt zu werden, und meine Patin ist keine Geringere als Lea Sprunger», lächelt Norah Demierre. Zurzeit arbeitet sie mit lokalen Unternehmen und Start-ups zusammen und verbindet ihr Image und ihre Werte mit ihnen. «Das sind zum Beispiel Kosmetik- und Bekleidungsunternehmen», erklärt die Gymnastin. Diese Partnerschaften will sie in Zukunft weiter ausbauen, um ihre Ziele zu erreichen. Denn, wie sie so schön sagt: «Nichts ist unmöglich für den, der es wirklich will.»

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