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Sieg der Kapellbrücke-Turner – he?

  • 12. November 2018

Am zweiten SM-Getu-Tag der Turner in Biasca, am Sonntag, 11. November 2018, wurden die älteren Berner K7-Turnbären jäh bei ihren Winterschlafvorbereitungen gestört. Es galt nicht «gäng wi gäng»: Die Kat.-A-Geräteturner aus den Berner Teilverbänden konnten den Vorjahrestitel nicht verteidigen. Gegen die konzentrierte und geballte K7-Turnkraft aus dem Turnverband Luzern, Ob- und Nidwalden kamen die Bären nicht an. Der letzte Gold-Gewinn der Innerschweizer liegt drei Jahre zurück: 2015, beim Heimspiel in Willisau. In der B-Klasse verteidigte die Berner-Riege den 2017-Titel. – Doch noch ein Anflug von: «gäng wi gäng».

Genau zehn Jahre ist es her, seit der letzten SM-Getu-Austragung in Biasca. Wie am Vergangenen zweiten Novemberwochenende war es 2008 auch ein nebliger, nasser Sonntag. Dem Tessin so überhaupt nicht würdig. Es war die Zeit, als der Aargau auch noch um den Sieg mitturnen konnte. Schon 2008 holte Luzern, Ob- und Nidwalden ennet dem Gotthard Gold. In der Zwischenzeit gelang dies weitere sieben Mal. Dazu kommen viermal Silber (2011, 2014, 2016, 2017): Eine Dauerpodest-Präsenz, die beeindruckt und von guter Arbeit in Zentralschweizer Turnhallen zeugt.

«Nicht viel ...»
Um im Süden die Berner, aber auch die anderen Verbandsriegen in die Schranken zu weisen, standen Patrick Hepp (Betreuer, Lu, Ow/Nw) Simon Stalder (K7-Meister 2018), Fabio Gasser (K7-Meister 2015), Janis Fasser (K7, Top-8-Mann), Alexander Kurmann (ETF-2013-Sieger) sowie Daniel Schacher (K7-Top-20-Mann) zur Verfügung. Bei dieser Konstellation der Hepp-Getu-SM-Truppe stellt sich schon die Frage: «Was kann da noch schief laufen?» – Antwort eines langjährigen SM-Getu-Chronisten: «Nicht viel.»

Mit 39,05 Barren-Punkten klappte der Start ausgezeichnet. Keine andere Riege kam im Wettkampf an diesen Wert heran. Die 9,70 Barren-Zähler von Schweizer Meister «Simi» Stalder bildeten das Streichresultat. Das sagt ja auch etwas über die Lu-, Ow-/Nw-Qualität aus. Ein guter Start ist wichtig, er motiviert. So kam es dann zu einem Start-Ziel-Sieg der Zentralschweizer, mit total 194,10 Punkten. Fabio Gasser, im Einzelwettkampf stand das Getu-Talent nicht im Einsatz, bekam für seinen Sprung eine Zehnernote.

«Unser Ziel heute war es, die Titelverteidiger aus Bern herauszufordern und den K7-Tiel wieder zu uns zu holen. Wir starteten am Samstag im Einzelwettbewerb gut. Wir haben den ersten Tag dann analysiert. Die Gespräche machten uns zuversichtlich. Für die Mannschaftsaufstellung, das denke ich, haben wir eine gute Wahl getroffen. Unsere gestrigen Vorstellungen haben sich alle erfüllt. Ich bin stolz auf unsere Turner und freue mich für sie», so Patrick Hepp, der erfahrene Lu-, Ow-/Nw-Betreuer zur versammelten Medienschar.

Die Brücke hielt …
Bern, Zürich und die Waadtländer Gerätespezialisten versuchten es bei jedem neuen Gerätedurchgang. Es reichte einfach nicht um die fünf Turner mit den auffallenden, weissen Kapellbrücken-T-Shirts zu beunruhigen. Das 203 Meter lange Luzerner Wahrzeichen mit dem markanten Wasserturm wurde 1333 währschaft gebaut. Die Brücke trotzte im Tessin sämtlichen Angriffen mit Riesenfelgen, Grätschumschwüngen, Saltos und Winkelstützen.

… Burs Oberschenkel nicht
Welchen Wettkampfeinfluss die Oberschenkelverletzung hatte, die sich der Berner Olivier Bur (KH-Sieger, 47,85) beim ersten Sprung zuzog, ist schwer beurteilbar. Bur ist aus dem bekannten zähen Seeländer-Holz geschnitzt: Da wird dann halt mit schmerzverzerrtem Gesicht weiter geturnt. Die Kollegen lässt Mann nicht einfach im Stich: 46,40 Bur-Zähler kamen, mit auf die Zähne beissen, noch zusammen. Zur verdienten Berner Silbermedaille trug auch Christoph «Chrigu» Schärer bei, der 2017-K7-Meister (Tageshöchstpunktzahl, 49,15). Die Boden- und Reck-Zehnernoten von Schärer waren hilfreich. «Ich müsste Abzüge erfinden», so lautet ein Wertungsrichter-O-Ton.

«Die Silbermedaille ist für uns Berner absolut ‹okay›. Ich mag der Top-Riege aus dem Verband Luzern- Ob- und Nidwalden K7-Gold gönnen. Das passt für mich. Der Wettkampfstart verlief nicht einfach. Beim ersten Gerät passierte die blöde Verletzung von Oli Bur. Wir sind aber hart im Nehmen und setzten zum Steigerungslauf an, wie man ihn aus der Vergangenheit kennt. Es kam gut heraus», so der langjährige Berner Betreuer Thomas Balsiger.

Spannend entwickelte sich der Kat.-A-Bronze-Kampf zwischen Zürich und dem Waadtland. Nach dem dritten Gerät waren die Positionen bezogen. Der letzte Durchgang, Zürich am Boden (38,15), die Waadtländer am Barren (38,20), führte zu keiner Rangverschiebung mehr: Zürich Bronze und der undankbare vierte Platz für das Waadtland.

Die Berner B-Sieger, v. l.: Wout de Graaf, Julian Christen, Patrick Mumenthaler, Noël Jungi, Daniel Stucki und Rolf Wenger (Betreuer) hinter dem Tessinerkäse.


Doch noch Berner-Jubel
In der B-Klasse, 18 Verbände am Start, trat Bern II als Titelverteidiger an. Fast wie in der A-Klasse: Auch hier wechselten sich Luzern, Ob- und Nidwalden und Bern bei der Führungsarbeit munter ab. Nach dem vierten Gerät, dem Barren, gingen die Bären Patrick Mumenthaler, Noël Jungi, Daniel Stucki, Wout de Graaf und Julian Christen in Führung. Sie verteidigten diese am Reck (36,45) ganz knapp. Die Zentralschweizer ihrerseits totalisierten 37,15-Bodenpunkte. Sie kamen so bis ein Zehntelchen an Bern heran. St. Gallen II (Silber 2017) freute sich über B-Bronze.
«Die Konstanz führte uns heute zum B-Sieg. Ziel war die Titelverteidigung. Am Schluss kam etwas Hektik auf, es wurde noch einmal knapp, aber es klappte: Ziel erreicht», bilanzierte der Berner B-Betreuer Rolf Wenger kurz nach Wettkampfende.

Biasca ist vorbei – und jetzt?
Den Abschluss der SM-Getu-Trilogie 2018 bestreiten die Geräteturnerinnen (Einzel) sowie die Gerätefinalistinnen und -finalisten am 17./18. November in der Stadthalle von Dietikon. Während fast dem gesamten Monat November liegt im Dreieck Winterthur–Biasca–Dietikon immer etwas Magnesiastaub in der Luft.

Biasca-Stimmen …
Reto Zgraggen (Schattdorf, Wettkampfleiter): «Der Wettkampf verlief positiv und attraktiv. Die Wettkampfleitung konnte jederzeit auf ein Top-OK zurückgreifen, dass beste Arbeit geleistet hat. Die Wettkampfleitung harmoniert. Mit den Wertungsrichtern bin ich zufrieden. Es ist nicht einfach, über zwei Tage konzentriert zu arbeiten und die richtigen Punkte zu finden. Ich denke, die Richtigen haben gewonnen. Die, die auch bei den Vorbereitungswettkämpfen vorne waren.»

Lorenzo Guidotti (SFG Biasca, OK-Präsident): «Es war für die SFG Biasca ein unglaubliches und unvergessliches Wochenende mit ganz vielen positiven Emotionen. Das freut mich persönlich und für das OK, das seit über einem Jahr an diesem Anlass gearbeitet hat. Die Zusammenarbeit mit der Wettkampfleitung und dem STV verlief super. In Erinnerung werden uns die vielen Besuchenden und das hohe Turnniveau der Athleten bleiben. Wenn der STV in zwei Jahren wieder eine OK-Anfrage machen würde, müsste ich schon kurz überlegen. Ich denke aber, dass ich, zusammen mit der SFG Biasca, wieder zusagen würde (lachen).»

Text und Fotos: Peter Friedli

Weitere SM-Infos: www.stv-fsg.ch

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