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Der Notnagel erweist sich als Glücksgriff

  • 14. Februar 2019

Als der Elgger Oliver Lang als neuer Trainer der Faustball Nationalmannschaft vorgestellt wurde, waren viele skeptisch. Heute kann er auf die erfolgreichste Ära im Schweizer Faustballsport zurückblicken und wird mit seinem Team als Mitfavorit für die Heim-WM in Winterthur gehandelt.

Am 11. August werden im Stadion Schützenwiese die ersten Vorrundenspiele der Faustball WM ausgetragen. Auch die Gastgeber werden an diesem Sonntag ihren ersten Auftritt haben. Für die Schweizer wird es ein ganz spezielles Spiel. Zum ersten Mal seit 20 Jahren findet wieder eine WM in der Schweiz statt. Besonders speziell wird das Turnier für Oliver Lang. Der Trainer der Schweizer Nationalmannschaft ist gebürtiger Elgger und ging mehrere Jahre direkt neben der «Schützenwiese» zur Schule. «Ich bin sehr eng mit Winterthur verbunden. Dass die WM hier stattfindet, macht es umso spezieller», sagt Lang, der mit seinem Team den WM-Titel ins Visier nimmt. 
Dass die Schweiz zu den Titelanwärtern gehört, ist nicht zuletzt Oliver Langs Verdienst. Der charismatische Coach, der nie um einen Spruch verlegen ist und mit seiner direkten und bisweilen gnadenlos ehrlichen Art auch den einen oder anderen vor den Kopf stösst, hat die Schweiz zu einem Weltklasse-Team geformt. Unter seiner Führung hat die Schweiz sieben Mal in Folge das Endspiel eines grossen Turniers erreicht. Dass es ausgerechnet Oliver Lang gelungen ist, die Schweiz hinter Deutschland als klare Nummer zwei in der Welthierarchie zu etablieren, ist nicht selbstverständlich. Denn als er 2011 als Nationaltrainer vorgestellt wurde, rieben sich in der Faustballszene viele verwundert die Augen.


Überraschende Rückkehr

Und diese Verwunderung war nicht unbegründet. Natürlich war Oliver Lang kein unbeschriebenes Blatt. Der Elgger spielte mehr als zehn Jahre in der Nationalliga A, gewann mehrere Schweizer Meistertitel und war lange Zeit fester Bestandteil der Schweizer Nationalmannschaft. Trotz seiner Erfolge und seinem Talent spaltete der Angreifer mit seiner Spielweise die Faustballszene. «Entweder man fand mich ok oder man hasste mich. Etwas zwischendrin gab es nicht», so Lang. Nach seinem Rücktritt 2006 verabschiedete er sich aus dem Faustballsport. «Ich zog einen ganz klaren Schlussstrich. Fünf Jahre lang war ich nie mehr auf dem Faustballplatz und verfolgte auch die Resultate nicht mehr. Meine Familie hatte in dieser Zeit Priorität», blickt der dreifache Familienvater zurück.
Entsprechend überrascht war er, als man ihn 2011 anfragte, ob er sich vorstellen könnte, als Trainer in den Kreis der Schweizer Nationalmannschaft zurückzukehren. Oliver Lang konnte sich eine Rückkehr sehr wohl vorstellen – allerdings nur dann, wenn er die Hauptverantwortung hat. «Wenn ich zurückkomme, dann als Cheftrainer. Alles andere ist keine Option», forderte Lang. Und das, obwohl er zu jenem Zeitpunkt noch nie als Trainer gearbeitet und dem Faustballsport fünf Jahre den Rücken gekehrt hatte. Die Verantwortlichen von Swiss Faustball gingen das Risiko ein. Wohl auch im Wissen darum, dass es schwierig werden würde, einen anderen Trainer zu finden. Denn vor Lang hatten bereits mehrere Kandidaten abgesagt.


Eine verschworene Einheit

Oliver Lang kam also quasi als «Notnagel» zum Job als Nationaltrainer. Im Alter von 35 Jahren und ohne jegliche Trainererfahrung – ausgenommen seine Einsätze als Spielertrainer. Doch bereits bei seinem ersten grossen Turnier brachte er seine Kritiker zum Verstummen. Mit einem jungen Team feierte er in Schweinfurt (De) sensationell den EM-Titel. Auch in der Folge erreichte er bei jedem grossen Turnier – egal ob WM, EM oder World Games – das Endspiel. 
Was ist sein Erfolgsrezept? «Der Teamspirit ist mir unglaublich wichtig. Wir brauchen 15 Leute im Team, die alle am selben Strick ziehen. Es braucht alle, damit wir gewinnen können, aber ein einziger genügt, um alles kaputt zu machen», ist Oliver Lang überzeugt. «Ich lege daher extrem viel Wert darauf, dass wir eine verschworene Einheit sind, in der wir uns auf Augenhöhe begegnen und alles für den Erfolg machen. Aber auch der Spass darf nicht zu kurz kommen.» 
Genau mit dieser Kombination aus unbedingtem Siegeswillen und der nötigen Lockerheit erreicht er auch seine Spieler. «Oli ist immer für einen Spass zu haben. Selbst im Timeout des EM-Finals kann er sich einen Spruch nicht verkneifen. Er kann uns extrem gut motivieren, hat einen riesigen Siegeswillen und eine grosse Erfahrung, von der wir profitieren können», beschreibt Naticaptain Ueli Rebsamen seinen Coach. Mit einem Sieg an der Heim-WM in Winterthur könnte Oliver Lang seine Trainerlaufbahn vergolden. So oder so hat sich der «Notnagel» aber längst als Glücksgriff für den Schweizer Faustballsport erwiesen.

Text: PD Swiss Faustball

Bild ganz oben: Oliver Lang wird mit seinem Team als Mitfavorit an der Heim-WM gehandelt. Foto:  Fabio Baranzini

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