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Beni Fluck: «Etwas bewirken»

  • 8. Juni 2020

Seit 2009 ist Bernhard «Beni» Fluck als Cheftrainer des Schweizer Kunstturn-Nationalkader angestellt. Insgesamt steht er bereits seit rund 45 Jahren als Trainer in den Turnhallen. Das zeugt von Ausdauer, die sicherlich auch bei der STV-Stafette hilft. Im aktuellen GYMlive spricht Fluck über seine Anfänge, sein Erfolgsgeheimnis und was es mit dem Käse auf sich hat.

Beni Fluck, wie charakterisierst du dich als Mensch selbst, stelle dich bitte den GYMlive-Lesenden vor.

Beni Fluck: Ich bin ein umgänglicher und menschlicher Typ. Ich arbeite gerne mit anderen Menschen zusammen, um mit ihnen gemeinsam etwas zu bewirken.


Du bist seit mittlerweile 45 Jahren Kunstturn-Trainer. Wann hast Du gemerkt, dass das deine Berufung ist?

Bereits als ich noch selbst aktiv Kunstturner war. Ich war zwar nicht sehr begabt, durfte aber dennoch immer mit Athleten wie Marco Piatti oder Daniel Wunderlin mittrainieren. Damals kannte man didaktisches Training mit Hilfsmitteln eher weniger. Eine Schulterverletzung zwang mich dann, mit dem Kunstturnen aufzuhören. So begann meine Trainerkarriere. Als junger Trainer wollte ich, dass meine Turner bessere Hilfestellungen erhalten, als ich es damals kannte.


Was hat sich seit deinen Anfängen im Kunstturnen am stärksten verändert?

Die Schwierigkeit an allen Geräten hat sich enorm weiterentwickelt. Die Grundelemente sind noch dieselben wie zu meiner Zeit. Ein Handstand ist ein Handstand. Früher vielleicht eher bananenförmig und heute pfeilgerade. Die Technik der Elemente und die Turngeräte haben sich aber sehr verändert. So wurden beispielsweise bei den Ringen Hanfseile benutzt, heute sind sie aus Stahl. Ein Holmenbruch am Barren war damals keine Seltenheit. Auch Reckstangen gingen in die Brüche, was heute kaum mehr vorstellbar ist. Hinzu kommt auch, dass das Trampolin früher in der Schweiz in der Ausbildung für methodische Schritte bei den Kunstturnern vernachlässigt wurde. Meiner Meinung nach, ist das Trampolin heute eines der wichtigsten Geräte zum Erlernen von Drehungen, Saltos und Schrauben.


Du hast das Schweizer Männerteam aus dem Leistungsloch an die internationale Spitze geführt. Was ist dein Erfolgsgeheimnis?
Konsequent weiterzugehen und wie auf einer Autobahn Leitplanken vorgeben. Ich mag Menschen, was in der gemeinsamen Arbeit sicher wichtig ist. Als Trainer komme ich schliesslich nicht vorwärts, wenn ich die ganze Mannschaft gegen mich habe. Wir müssen gemeinsam funktionieren, sei es mit den Athleten, den Ärzten, dem Baspo-Team oder dem Hallen-Abwart. Wir haben das klare Ziel, mit dem Team an den Olympischen Spielen dabei zu sein, um dieses zu erreichen, gibt es kein 0815-Rezept. Mein Ziel ist es, jeden Athleten an seine Bestleistung zu bringen. Dafür braucht es manchmal gar nicht viele Worte, sondern man muss ihnen nur den Weg aufzeichnen. In Magglingen arbeiten wir neben dem Erlernen von neuen Elementen auch am Feinschliff. Denn, jeder der hier trainiert, gehört bereits zu den besten und ist begabt. Wäre es nicht so, hätten wir die falschen Turner im Kader. Die richtigen Menschen im Team zu haben ist mitunter Teil des Erfolgsrezepts.



In deinen 11 Jahren als Cheftrainer hast du schon manchen internationalen Grossanlass miterlebt. Welche Erfolge bleiben dir am meisten in Erinnerung?
Der 17. Rang von Claudio Capelli an den Olympischen Spielen in London 2012 gehört sicher dazu. Er bedeutete nach langer Zeit das beste Mehrkampf-Resultat eines Schweizers. Auf Team-Ebene war die Olympia-Qualifikation 2015 in Glasgow ein Höhepunkt. Dass wir dieses Ziel im vergangenen Jahr an der WM in Stuttgart erneut realisieren konnten, war sehr erfreulich. Nicht zu vergessen ist der Reck-Doppelsieg von Pablo Brägger und Oliver Hegi an der EM in Cluj 2017 oder auch Hegis Erfolge an der EM in Glasgow 2018. Reck-Gold und Bronze am Barren innert wenigen Minuten, das war phänomenal. Ein schönes EM-Erlebnis war zudem die Bronze-Medaille von Lucas Fischer 2013. Diese Barrenmedaille und Fischers Leistung haben damals beigetragen, unseren Aufschwung voran zu treiben.


Du wirkst immer ziemlich gelassen. Was bringt dich aus der Ruhe?
Es kommt immer auf die Situation an. Funktioniert der Computer nicht, dann kann mich dies durchaus aus der Ruhe bringen, weil ich kein PC-Fachmann bin (lacht). Wenn dem Turner einmal eine Übung misslingt, regt mich dies nicht so sehr auf. Erstens sind es keine 0815-Maschinen, die auf Knopfdruck ihre Übung abspulen. Zweitens gilt es dann viel mehr, vorwärts zu blicken, anstatt den Turner zu tadeln. In solchen Situationen ist es für den Athleten wichtig, dass ich als Trainer die Ruhe bewahre.


Du hast im Ausland oft eigene Esswaren wie zum Beispiel Schweizer Käse dabei. Warum?

Man weiss schliesslich nie, was es zu essen gibt. (lacht) Salami, Rohschinken oder Toblerone sind auch oft im Gepäck. Es ist eine Eigenheit von mir, weil ich im Ausland einfach gerne gutes Essen dabeihabe. Obwohl, schlecht gegessen haben wir nie. Käse ist aber auch immer eine gute Zwischenverpflegung. Ich sehe es eher als Notvorrat, um mich quasi abzusichern.

Text und Video: Thomas Ditzler
Foto: Archiv STV/Jasmin Schneebeli-Wochner


Bildlegende ganz oben: Cheftrainer Beni Fluck (Mitte) hatte in den letzten Jahren mit seinen Turnern viel Grund zur Freude.


Das ganze Interview gibt es im GYMlive 3/2020 (erscheint am 11. Juni 2020).

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